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SPD Bamberg diskutiert Pflegenotstand: „Pflegetätigkeiten sind keine Jedermannstätigkeiten“

Veröffentlicht am 11.06.2019 in Gesundheit

© Foto: COLOURBOX für SPD.de

Gut gefüllt war der Besprechungsraum der SPD-Geschäftsstelle in der Luitpoldstraße: Die Bamberger SPD hatte die renommierte Soziologin der Universität Jena Dr. Tine Haubner zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung eingeladen. Kreisvorsitzender Felix Holland zeigte sich bei seiner Begrüßung über die Zusage der Sozialwissenschaftlerin sehr erfreut, aus ihrer bundesweit beachteten und mehrmals ausgezeichneten Studie über die Situation von pflegenden Angehörigen zu berichten. 

„Die Altenpflege steckt in einer tiefen Krise. Während unsere Gesellschaft altert, geht die Zahl derer zurück, die für alte und pflegebedürftige Menschen, ob bezahlt oder unbezahlt, Sorge tragen. Prognosen zeichnen hier ein beunruhigendes Zukunftsszenario auf. Für die Versorgung der im Jahr 2030 auf 3,4 Millionen geschätzten Pflegebedürftigen werden bis zu 500.000 professionelle Pflegekräfte fehlen.“ Mit fundierten Untersuchungsergebnissen untermauerte Dr. Haubner die aktuelle Situation in der Pflege. 

Bei ihrer Erhebung hatten die pflegenden Angehörigen und deren Lebenssituationen im Zentrum gestanden. Die Mehrheit der Pflegebedürftigen wird zuhause - unbezahlt - von Angehörigen gepflegt. Die Familie ist der größte und zugleich kostengünstigste „Pflegedienst“ der Nation. Pflegetätigkeiten seien aber keine „Jedermannstätigkeit“ und der Einsatz von Laienpflege, wo professionelle Pflege notwendig wäre, verhindere zudem die Professionalisierung des Pflegeberufes, stellte Dr. Haubner heraus. Der Fachkräftemangel in den Pflegeberufen sei aber nur mit einer Professionalisierung zu beheben. 

Kein Land in Nord- und Mitteleuropa verfüge über soviel pflegende Angehörige wie Deutschland und das habe Folgen, erklärte die Wissenschaftlerin. Sorgearbeit in den Familien werde meist von Frauen geleistet, die dann die eigene Berufstätigkeit teilweise oder ganz einstellten. Das hat Auswirkungen auf die Altersversorgung und soziale Absicherung dieser Frauen. Zudem seien diese Frauen oft um die 60 Jahre alt, nicht selten selbst von gesundheitlichen Einschränkungen betroffen und gerieten durch die Überbelastung sehr oft an ihren Leistungsgrenzen. 

Beeindruckend waren ihre Erzählungen von den Interviews mit pflegenden Angehörigen und osteuropäischen Pflegekräften. In die anschließende Diskussion – moderiert von Stadträtin Inge Eichhorn, die selbst Krankenschwester ist - wurden Mariette Eder, stellvertretende SPD-Landesvorsitzende und Gewerkschaftssekretärin, und Klaus Stieringer, der Bamberger AWO-Vorsitzende, mit einbezogen. Beide forderten ein sofortiges Gegensteuern beim Fachkräftemangel und eine Aufwertung der Pflegeberufe. „Die schwierigen Arbeitsbedingungen im Pflegeberuf müssen dringend verbessert werden und eine Personalbedarfsbemessung, die auch diesen Namen verdient, ist dringend einzuführen. Der Widerstand der bayerischen Staatsregierung gegen das Volkbegehren – Stoppt den Pflegenotstand – ist hier völlig kontraproduktiv,“ betonte Marietta Eder.

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